Verfasst von Fritz Binggeli am 8. September 2019.
Als ich um 05.00h verschlafen aus dem Fenster in unserem Zimmer im Hotel Schweizerhof schaue und unter der Wolkendecke den Schnee an den Hängen Richtung Rehalp sehe, bin ich mir sicher, das 10. Redbull Alpenbrevet wird abgesagt. Sollte jedoch trotzdem gestartet werden bin ich sicher nicht dabei. Für diese Scheisse bin ich nun wirklich zu alt.
Bereits während der Anfahrt nach Zermatt stand auf den Strassenbeschilderung, Furka Pass geschlossen und das wäre auf unserer Rundfahrt ein Pass den wir mit unseren Mofas bezwingen müssten.
Etwas mürrisch zog ich nach einer warmen Dusche, dann doch die warmen Sachen an. Man weis ja wirklich nicht was noch alles passiert. Ich war mir auch sicher, dass von den 1600 Mofa verrückten mindestens die hälfte das warme Bett dem Start um Punkt 10.00h vorziehen werden.
Das Wetter war wirklich schlecht, die Berge Nebelverhangen und aus den Wolken kam nasser kalter Nieselregen und nur wenige Meter weiter oben in den Bergen schneite es. Die Temperatur beträgt am Morgen gerade mal 4 Grad Celsius.
Wie war ich erstaunt als ich auf einem der Fahrerlager Parkplätze mein Pony Cross 503 aus dem Bus lade, wer da schon alles da ist und vor allem wer noch alles sich bereit macht für die Rundfahrt Andermatt, Furka, Grimsel, Susten und zurück nach Andermatt. Diese Strecke beträgt rund 120 Kilometer und ist für die Zweitakter eine echte heausforderung und bei diesem Wetter auch für die Fahrer.
Was du hier bei diesem Event an Fahrzeugen und Outfit zu sehen bekommst ist wirklich der Hammer. Die Mofa Communety lebt. Die verrückten Mofa Piloten sie sind alle da. Das lässt den Herzschlag und die Motivation schlagartig steigen. Das knattern und heulen der Zweitakter und der Geruch von Benzin in der Luft versetzt dich um Jahrzehnte zurück in die Zeit von Freiheit und Abenteuer.
Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Für mich ist klar, auch wenn es Katzen hagelt hier will ich dabei nein mitten drin sein und das Gefühl von Freiheit richtig auskosten und genau allen die sich hier Berit machen geht es auch so. Die Stimmung heizt sich von Minute zu Minute weiter auf.
Im Startgelände finden sich dicht an dicht die verrückten ein, fast alle samt warm gekleidet und wer kein Regenkombi dabe hat stülpt sich einfach 100 Liter Kehricht Säcke über Körper und Beine.
Das Adrenalin steigt gestartet wird in 4 Wellen die erste Punkt 10.00h. Der Startschuss fällt es gibt kein zurück und los geht die Reise auf die 120 Kilometer. Die Emotionen kommen hoch und in jedem Gesicht ist die Freude am fahren deutlich zu erkennen.
Die 1600 Mofas sind nun unterwegs Richtung Rehalp und Furkapass. Nach Rehalp geht es Berg auf. Die Motoren schnauben und surren um die Wette ab und zu auch nicht gerade zu Freude der anderen Verkehrsteilnehmer. Je höher wir kommen immer mehr Schnee am Strassenrand und die Fahrbahn ist richtig Nass überall schiessen Bäche aus den Ritzen der Felsen. Auf der Furka fährt die Meute in den Nebel und oben angelangt auf 2429 m ü. M. hat es richtig Schnee. Die Sillueten der vielen Töffli Helden und Heldinnen sind nur noch spärlich aus zu machen. Die Stimmung ist trotzdem gut.
Schon wenige Kurven später in Richtung Gletsch lassen wir den Nebel hinter uns und es regnet auch nicht mehr. Auch die Temperaturen steigen leicht an. Hei da ist ja noch ein anderes Unikat gerade Talwärts unterwegs. Nämlich Die Nostalgische Dampflokomotive fährt auch Richtung Gletsch und Quert unseren Weg.
In Gletsch einen kurzen Boxenstop um die Hände aufzuwärmen. Hier tauschen sich die Fahrer bereits wieder über Motoren, Fahrzeuge und Outfits aus, wirklich eine grosse coole Familie diese Töfflibuebe u Freue. Eine Dame fällt mir auf mit ihren Highills bespikt mit spitzigen verchromten Nieten. Puh ob die wirklich warm geben?
Also los rauf auf den Grimsel dort erwartet uns das nächste Ungemach Nebel sehr starker Wind und wieder eine Jacke kühler. Nur schnell ein Erinnerungsfoto und schnell wieder Berg ab nach Handel, dort ist der Offizielle Boxenstop des Veranstalters. Ein Billion und Wurst mit Senf und natürlich ein Redbull gibt es hier für alle Fahre. Der Nebel schleicht sich den steilen Felshängen entlang und ab und zu drückt ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke.
Was für ein Spass jeder freut sich hier dabei sein zu können ob alt oder jung jede Altersklasse ist hier vertreten. Hier lehrt man wirklich interessante Typen kennen die schon das 10. mal dabei sind und gute Geschichten zu erzählen haben. Wie uns zum Beispiel der Dorf Polizist vor 30 Jahren durch das Dorf gejagt hat weil das Mofa frisiert war.
Die Strasse Richtung Innertkirch trocknet leicht ab und die Sonne drückt sich immer mehr durch die dicken Wolken und im Restaurant vor dem Aufstieg zum Sustenpass stärken wir uns mit einer Gerstensuppe. Die Sonne scheint und es ist auch recht warm. Plötzlich Ambulanz Sirene, das Fahrzeug fährt Richtung Grimsel hoffentlich ist nichts schlimmes passiert. Wir gehören zu der vordersten Gruppe und es kommen immer weniger Töffli hier beim Restaurant vorbei. Da stimmt etwas nicht, wahrscheinlich ein schlimmer Unfall. Wir wissen es nicht und können nur hoffen.
Brauchen wir noch 2 Tackt Benzin war die Frage. Ach nein ist ja nicht mehr so weit. Bereis nach wenigen Kilometern war mein Tank leer. Ich hatte ja noch eine Cola Fläschli Reserve dabei. Auffüllen und weiter geht es. Chrigu und seine Girls sind längst hinter den Kurven verschwunden und noch viel vor der Passhöhe musste ich auf Reserve stellen.
Oh mein Gott diesen Pass habe ich völlig unterschätzt obschon ich diesen schon oft mit dem grossen Motorrad gefahren bin. Es sind von Innertkirch bis nach Wasen 47 Kilometer und es geht stetig bergauf ohne Erholung für den Motor und die Passhöhe wollte und wollte nicht kommen, reicht es oder reicht es nicht. Meine Gebete wurden immer lauter und intensiver. Es kann höchstens noch ein zwei Fingerhut Kraftstoff im Tank sein.
Ich entschied mich erst mal zu Stop und die Aussicht zu geniessen. Es waren wirklich auffällig wenig Töffli auf der Strecke hinter mir. Da muss sicher etwas dramatisches passiert sein auf der Strecke am Grimsel Pass. Reicht es oder reicht es nicht ich werde es merken. Noch drei bis vier Kurven dann der Tunnel auf der Passhöhe und es fängt wieder an zu regnen, dass war mein kleinstes Problem im Moment. Noch 700 Meter bis zum Tunnel im schlimmsten Fall muss ich eben laufen. Mein Pony Cross rattert und knattert immer noch und flüstert mir ins Ohr du bist mir was schuldig, es reicht. Ich war noch nie so erleichtert als ich auf dem Susten Pass durch den Tunnel fuhr.
Nun geht es bis nach Wasen Berg ab und unten ist eine Tankstelle. Motor abstellen und im Leerlauf Richtung Tal. Im Sustenbrüggli noch ein letzter Stop, ein wirklich schnuckliges Beizli in den Felsen gebaut. Hier wird nun auch spekuliert was nun wirklich auf der Strecke am Grimsel passiert ist.
Die Strecke soll gesperrt worden sein was sicher gar nichts gutes bedeutet. Was aber genau los ist weis niemand. Viele Teilnehmer sollen aufgefordert worden sein umzukehren über Grimsel und Furka nach Andermatt.
Bis nach Wasen Regnet es noch mal kräftig und der Regen machte sich wie Nadeln im Gesicht spürbar waren er Fahrt nach Wasen. Dort noch schnell eine Tankfüllung für die letzte Steigung hinauf durch die Schöllenden Schlucht. Wir benutzten den Fahrrad weg um die Tunnels zu umfahren. Eine neue Erfahrung und Perspektive hinauf nach Andermatt und kurz vor dem Ziel noch über die Altehrwürdige Teufelsbrücke.
Im Ziel angekommen war die Freude nur von kurzer Dauer. Wir haben die traurige Gewissheit in einem Tunnel vor Guttannen hat es einen von uns erwischt.
Erst später in den Medien haben wir erfahren, dass der Teilnehmer den Zusammenprall mit einem Postauto nicht überlebt hat. Ein rabenschwarzer Tag für die Töffli Community. Freud und leid liegen oft so nahe bei einander.
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